Zu einer schönen Wohnung gehören für viele Zimmerpflanzen dazu. Warum die aber oft nicht wirklich so grün sind, wie sie aussehen und wie du auf Nachhaltigkeit bei Pflanzen achten kannst, erfährst du hier.
Wir lieben Pflanzen
Über neun Milliarden Euro haben Deutsche 2020 für Zimmerpflanzen ausgegeben. Am beliebtesten: Monstera und Efeutute. Beides schöne Pflanzen, die auch relativ pflegeleicht sind und sehr schnell wachsen. Die Beliebtheit merkt man auch in den sozialen Medien. Hashtags wie #IndoorJungle oder #Pflanzenliebe haben Hunderttausende Beiträge auf Instagram, bei TikTok zeigen User*innen ihre Pflanzensammlung unter dem Hashtag #PlantTok und auf YouTube geben Plantfluencer*innen sogar Tipps, wie du deine Pflanzen am besten pflegst und Schädlinge beseitigst. Und natürlich sind ein Kaktus oder eine Aloe vera schöne Deko-Elemente in jeder Wohnung. Was aber auf den ersten Blick grün und umweltfreundlich aussieht, ist bei genauerem Hinsehen teilweise ganz schön klimaschädlich und das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Wir erklären dir, woran das liegt.Die lange Reise einer Zimmerpflanze
Pestizide und schlechte Arbeitsbedingungen
Ob Palmen oder Monstera. Die häufigsten Zimmerpflanzen, die wir uns nach drinnen holen, sind tropische Pflanzen. Die meisten Jungpflanzen kommen aus Ländern wie Kenia oder Costa Rica, also Orte mit idealen Wuchsbedingungen. Die Arbeiter*innen verdienen dort aber oft nur niedrige Löhne. Außerdem tragen sie kaum Schutzkleidung und das, obwohl sie mit vielen Pestiziden arbeiten. Anders als in Europa gelten dort nämlich andere Richtlinien und viel mehr chemische Wirkstoffe, die gegen Insekten oder Pilze helfen oder die die Pflanzen einfach schöner aussehen lassen, kommen zum Einsatz.Lange Transportwege und hoher Stromverbrauch
Wenn die Pflanzen angezüchtet sind, machen sie sich auf den Weg nach Europa. Bis sie bei uns landen, müssen sie also erst mal durch die halbe Welt geflogen werden. Meistens kommen sie dabei noch gar nicht direkt nach Deutschland, sondern werden noch weiter in Gewächshäusern in den Niederlanden oder Spanien kultiviert. Das sind meist die Länder, die auf dem Pflanzenpass stehen, der jeder Pflanze beiliegt. Er zeigt tatsächlich nicht das Herkunftsland, sondern einfach den Ort, an dem die Pflanze zuletzt gewachsen ist. Dafür sind riesige Gewächshäuser nötig, die sehr viel Strom und Wasser verbrauchen, damit sie die tropischen Bedingungen einigermaßen nachahmen können und die Pflanzen sich wohlfühlen.Pflanzenerde zerstört Ökosysteme
Auch die Erde, in denen die Pflanzen stecken, hat einen hohen ökologischen Fußabdruck. Genauer gesagt geht es um Torf, der in den meisten Substraten enthalten ist. Gewonnen wird er aus Mooren, häufig in Weißrussland. Laut dem Naturschutzbund Deutschland werden vom Baltikum jährlich insgesamt knapp 2,5 Millionen Tonnen Torf über ganz Europa verteilt. Moore sind wichtig für die Umwelt, denn sie dienen nicht nur als Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, sondern sie speichern auch CO2. Für die Gewinnung von Torf wird dieses Ökosystem aber oft vollständig zerstört. Dadurch verlieren viele Lebewesen ihren Lebensraum und auch das gespeicherte Kohlenstoffdioxid wird so freigesetzt und gelangt in die Atmosphäre.Viel Müll
Kommen die Pflanzen dann aus den Gewächshäusern in die Geschäfte nach Deutschland, fällt ein großer Haufen an Müll an. Immerhin befinden sich die meisten Pflanzen in Plastiktöpfen und auch die Paletten, auf denen sie transportiert werden, sind fast ausschließlich Einweg-Produkte, von denen laut Deutscher Umwelthilfe pro Jahr 150 Millionen im Müll landen. Aber auch viele Pflanzen selbst werden ähnlich wie Lebensmittel entsorgt, sobald sie kleine Mängel aufweisen. Und auch wenn die Pflanzen dann mal in unserem Zuhause angekommen sind; wenn wir sie dann falsch pflegen und sie kaputt gehen, dann war dieser lange und teilweise doch ziemlich umweltschädliche Weg der Pflanze quasi umsonst. Alles andere als nachhaltig.Tipps für nachhaltigere Zimmerpflanzen
Können Pflanzenliebhaber*innen also noch mit gutem Gewissen in ihrem Indoorjungle leben? Ja! Wenn du bei Pflanzen auf Nachhaltigkeit achten willst, haben wir dir ein paar Punkte zusammengetragen:Label und Siegel
Nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für Pflanzen gibt es Bio- oder Fairtrade-Siegel, die zeigen, dass bestimmte Kriterien beim Anbau eingehalten wurden.- Bio-Qualitätskriterien: Bio-Qualitätskriterien sind zum Beispiel der Einsatz von organischen Düngemitteln wie Mist und Gülle und der Verzicht auf künstliche Pestizide. Auch der Torfanteil bei Erde wird durch sie beschränkt. Diese Kriterien gelten zum Beispiel bei ökologischen Anbauverbänden wie Demeter, Naturland oder Bioland.
- Fairtrade-Siegel: Ein Fairtrade-Siegel garantiert soziale und ökologische Kriterien bei der Anzucht, also gerechtere Arbeitsbedingungen und auch wassersparende Bewässerung oder Abfallmanagement.
- Verbraucherlabel: Mit dem Verbraucherlabel GGN des Qualitätssicherungssystems GlobalGAP kannst du außerdem online nachverfolgen, wo deine Pflanze angebaut wurde. Es garantiert neben Transparenz auch verantwortungsvolle Landwirtschaft.
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