Dipl.-Psych. Franziska Lauter im Interview mit egoFM Elise
Was passiert eigentlich im Hirn von Kreativen? Diplompsychologin Franziska Lauter nimmt dich in ihrem Hörspiel mit auf eine Reise durchs Hirn und erklärt genau das sehr kreativ.
Franziska Lauter ist nicht nur Diplompsychologin und Gastdozentin, sondern produziert unter dem Namen "Fran" auch selbst Musik, du könntest sie aus dem egoFM Programm zum Beispiel mit dem Track "Hypnotized" kennen. Auf ihrem YouTube-Kanal macht sie aber auch sonstige lustige und spannende Sachen mit der Kombination aus Musik und Psychologie, so hat sie zum Beispiel auch schon mal Deichkinds Song "Leider Geil" auf ihre Couch geladen und psychologisch analysiert. Außerdem hat Franziska Lauter den MiM (Mental Health in Music)-Verband gegründet, einen Verband, der sich mit der Förderung der mentalen Gesundheit in der Musikbranche befasst. Mit ihrem aktuellen Projekt befasst sich Fran, beziehungsweise Dipl.-Psych. Franziska Lauter in Form eines Hörbuchs mit dem Rätsel der Kreativität.
Das Hörspiel von Franziska Lauter über Kreativität
Stell dir einmal eine Stadt vor, in der es nur kreative Menschen gibt. Wie lebt man da, was zeichnet diese Stadt aus und noch viel spannender: Was zeichnet diese Menschen aus und was läuft in den Gehirnen dieser Kreativen ab? Diesen Fragen geht Franziska Lauter in ihrem neuen Hörbuch Kreativität – Die unsichtbare Dirigentin nach. Wir, die Zuhörer*innen, machen dabei nicht nur einen Ausflug in die Stadt der Kreativen, sondern werden auch ins Forschungszentrum für Kreativität mitgenommen, wo wir unter anderem auch einer Kreativitätstestung von Rapper*innen beiwohnen und (!) geschrumpft (!) werden, um uns direkt im Hirn Kreativer umschauen zu können. Neben den Stadtbewohner*innen treffen wir auf unserer Reise so auch die Türsteher des Thalamus, Herrn Hippocampus in der Gedächtnisbibliothek und Fräulein Schreck in der Amygdala.
Kreativität – Die unsichtbareDirigentin bietet damit einen Einblick in die Kognitionswissenschaften, Kreativitäts-, Persönlichkeits- und Hirnforschung auf hohem fachlichem Niveau, jedoch eingängig erklärt.
Mit dabei sind viele Stimmen aus der Musikszene
Als Sprechrollen zu hören ist nicht nur Fran selbst, sondern auch viele, viele weitere bekannte Stimmen, wie etwa Fatoni, Das Bo, Markus Kavka, Babette Conrady oder Porky von Deichkind. Mit dem Beteiligen von Musiker*innen und anderen Kulturschaffenden wollte Franziska Lauter denen helfen, die mit am meisten durch die Pandemielage gebeutelt wurden - so bekommen alle Beteiligten 50 Prozent der Einnahmen des. "[Kreativität – Die unsichtbare Dirigentin] ist also auch eine Art Charity-Projekt", sagt Franziska.
Einen Einblick ins Hörspiel bekommst du hier:
Im Februar erscheint noch ein weiteres Kapitel
Das 25. Kapitel knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten Teils an und beschäftigt sich mit Themen wie Plagiats- und Urheberrecht.
Franziska Lauter im Interview mit Elise
Im Interview fragt Moderatorin Elise Franziska Lauter nicht nur über ihr Hörspiel aus, sondern spricht mit der Diplompsychologin unter anderem auch direkt über psychische Erkrankungen von Musiker*innen. Hier hörst du das komplette Gespräch:
Kreativität – Die unsichtbare Dirigentin
Franziska Lauter im Interview mit egoFM Elise
Können eigentlich alle Menschen gleich kreativ sein?
Wir bewundern Musiker*innen und Künstler*innen für ihr unglaubliches Schaffen und überlegen uns insgeheim: Könnte ich das nicht auch? Mit etwas Übung vielleicht? Knallharte Antwort: Nein. Beziehungsweise nicht ganz so knallhart: Laut Franziska sind durchaus alle Menschen kreativ, aber manche eben mehr, manche nun mal weniger. Zudem ist es auch leider so, dass die Struktur unserer Gesellschaft nicht besonders förderlich ist für Kreativität - ein Beispiel hierfür wäre das Schulsystem, das diesen Prozess eher einschränkt.
"Natürlich ist jeder Mensch kreativ, auf jeden Fall. Vor allem als Kind ist man ja besonders kreativ. Es gibt allerdings den frommen Wunsch, dass alle Menschen gleich kreativ seien und das sind sie tatsächlich nicht, da gibt es schon Unterschiede. [...] Was aber ganz sicher ist, ist, dass die Kreativität sehr sehr sehr zurückgestutzt wird, zum Beispiel durch das Schulsystem. Also das ist auch ein Problem, das wir gesellschaftlich haben." - Franziska Lauter
Was kreative Menschen ausmacht
Es ist schwer zu sagen, dass alle kreative Menschen auf gewisse Weise gleich sind - natürlich äußert sich Kreativität auf unterschiedliche Ausdrucksarten. Manche Kreative machen Musik, manche malen, manche schauspielern - manche befassen sich kreativ mit Wissenschaft, wie es zum Beispiel auch Franziska tut. Im Hörspiel werden diese diversen Arten und Weisen anhand verschiedener Bezirke dargestellt, so haben beispielsweise Schriftsteller*innen, Musiker*innen, die darstellende Künste und auch die Wissenschaftler*innen ihr jeweiliges Viertel. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar Gemeinsamkeiten. So spüren kreative Menschen zum Beispiel einen Ruf in sich. Der wissenschaftliche Begriff dafür ist "intrinsische Motivation" - eine Art inneres Jucken, Kribbeln, ein Drang, etwas kreatives zu schaffen und sich damit auszudrücken. Eine weitere häufige Eigenschaft Kreativer ist eine Offenheit - was nicht heißt, dass es sich meistens um extrovertierte Menschen handelt, ganz und gar nicht. Es geht eher um eine Offenheit für die Welt, eine Neugierde und die Lust darauf, neue Dinge auszuprobieren und den eigenen Horizont zu erweitern.
Es ist wichtig, bestimmte Prozesse im Hirn zu verstehen
Im Hörspiel Kreativität – Die unsichtbare Dirigentin wird sich nicht nur mit Kreativität befasst, sondern auch beleuchtet, was zum Beispiel bei Stress oder einer Depression im Gehirn passiert. Es sei wichtig, das einigermaßen begreifen zu können, meint Franziska, um mit den Prozessen besser klarzukommen und letztlich auch produktiv sein zu können. So ist es beispielsweise sehr wichtig, über den dorsolateralen, präfrontalen Cortex Bescheid zu wissen und als nervigen "Meckerfritzen" zu enttarnen, den wir sicherlich alle kennen - diese nervige Stimme, die einem immer einredet, man könne nichts, alles was man schafft wäre scheiße und dass es absolut keinen Sinn gäbe, die eigene Kunst der Öffentlichkeit zu präsentieren. Halt's Maul, dorsolateraler, präfrontaler Cortex! Denn:
"Bei Kreativität geht es darum, erstmal zu machen - und zwar bewertungsfrei." - Franziska Lauter
Für kreatives Schaffen ist es also wahnsinnig wichtig, die innere Hemmung fallen zu lassen, die Meckerstimme stumm zu schalten, nicht daran zu denken, was andere denken könnten und stattdessen einfach die Ideen fließen zu lassen.
Wenn du nun angefixt bist auf das Thema, können wir dir das komplette Hörbuch Kreativität – Die unsichtbare Dirigentin nur ans Herz legen!
Oben haben wir es schon erwähnt, nun noch mal ausführlich: Franziska Lauter hat auch den MiM, also den Mental Health in Music-Verband gegründet und befasst sich auch im Hörspiel mit dem Zusammenhang zwischen mentaler Gesundheit und Kreativität. Eine Frage, die dabei auf der Hand liegt, ist also:
Sind Künstler*innen prädestiniert für psychische Erkrankungen?
Franziska sagt dazu: jein. Obwohl es dieses Klischee der Künstler*innen mit Macke gibt, diese Personen gerne mal als zerbrechlich oder "total crazy" dargestellt werden, gibt es wissenschaftlich keinen Grund zu Annahme, dass kreative Menschen tatsächlich Tendenzen zu psychischen Erkrankungen haben. Mit einer Ausnahme einer psychischen Auffälligkeit: Bipolare Störungen treten dezent häufiger bei Kreativen auf.
Dennoch zeigen Studien, dass auch psychische Erkrankungen wie Depressionen weit verbreitet sind unter Künstler*innen. Dies liege allerdings nicht an ihren Gehirnen, sagt Franziska, sondern eher an den Umständen und Begleiterscheinungen des Berufs. Das viele Unterwegssein zum Beispiel, der doch häufigere Alkohol- und Drogenkonsum. Oder die an sich eher beschissenen Arbeitsverhältnisse von Künstler*innen, die nicht nur Geldprobleme, sondern auch unstetige Strukturen beinhalten. Dafür hätten Kreative eine an sich höhere Resilienz, also psychische Widerstandskraft, und hätten es leichter, auf innovative Lösungen ihrer Probleme zu kommen.
Mehr Infos und vor allem auch Beratung für Betroffene findest du auf der Webseite des MiM-Verbands, die wir dir unten verlinkt haben.
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