TikTok Ban: Und dann?

TikTok Ban: Und dann?

9 mögliche Alternativen für TikTok

Am 19. Januar ist Zapfenstreich und TikTok könnte in den USA bald Geschichte sein. Aber was bedeutet das für Millionen von Nutzer*innen und Influencer*innen? Wir erklären, warum TikTok verboten wird und welche Social-Media-Plattformen sich jetzt als Alternativen anbieten.




Was passiert, wenn TikTok eingestellt wird?

170 Millionen amerikanische Nutzer*innen müssen ab 19. Januar auf ihre Lieblingsapp verzichten. Das bedeutet jetzt zwar nicht, dass TikTok ab dem 20. Januar automatisch von den amerikanischen Handys verschwindet oder sich User*innen strafbar machen, wenn sie die App weiter nutzen. Allerdings bekommen die Nutzer*innen wahrscheinlich eine Meldung beim Öffnen der App, dass der Dienst nicht mehr in ihrem Land zur Verfügung steht - so ist's zumindest bei den Nutzer*innen in Indien, wo die App 2020 verboten wurde. Das heißt auch, dass wir keinen Content von amerikanischen Influencer*innen mehr zu sehen bekommen. 

Warum wird TikTok in den USA eingestellt?

Der Oberste Gerichtshof hat ein Gesetz beschlossen, das ByteDance (der chinesische Konzern hinter TikTok) dazu zwingt, das US-Geschäft von TikTok bis Januar 2025 an ein amerikanisches Unternehmen zu verkaufen - andernfalls droht ein landesweites Verbot der App. TikTok sieht darin eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, die USA begründen ihre Schritte mit Spionageverdacht und dem Vorwurf der Manipulation der öffentlichen Meinung. Angeleiert hatte das Verbot Donald Trump, als er 2020 Präsident war:


Aktuell spricht er sich allerdings wieder gegen ein Verbot aus und fordert den Supreme Court auf, den TikTok-Ban zu pausieren, da er eine politische Lösung finden wolle. Beobachter*innen und User*innen gehen aktuell aber weiterhin vom Verbot der App in den USA aus, weshalb sich viele nach TikTok-Alternativen umschauen. Die beliebtesten stellen wir dir hier mal kurz vor...

Die beliebtesten TikTok-Alternativen

Was ist RedNote (Xiaohongshu) und warum ist es beliebt?

Aktuell scheint es, dass sich die meisten amerikanischen User*innen für Red Note entscheiden (am 13. Januar auf Platz 1 der heruntergeladenen Apps im US-App Store). Der chinesische Dienst ist eine Mischung aus Instagram (Bilder), TikTok (Kurzvideos) und Pinterest.

Die User*innen, die aktuell dort hinwechseln, bezeichnen sich selber scherzhaft als "TikTok refugees" und werden wohl ziemlich herzlich von der chinesischen Community aufgenommen. Neben Livestream gibt's hier auch E-Commerce Features und viele Nutzer*innen kaufen direkt in der App ein. Die Hauptsprache in der App ist Mandarin, die Entwickler*innen arbeiten aber mit Hochdruck daran, englische Übersetzungen zu implementieren.

@everything_exist #news #rednote ♬ original sound - Everything

Stand jetzt scheint die Stimmung auf RedNote sehr positiv zu sein - amerikanische Nutzer*innen versuchen Mandarin zu lernen und einige erzählen bereits davon, dass sie neue Freund*innen gefunden haben und sich gegenseitig besuchen wöllten. Aww, okay, das ist cute und ja irgendwie auch der Sinn von SOCIAL Media. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die ersten Hetzer*innen, Trolle und Creeps kommen - oder sich die amerikanische TikTok-Community vielleicht doch für eine andere App entscheidet, zum Beispiel...

Ist Neptune die bessere Alternative zu TikTok?

Die amerikanische App Neptune steht noch ganz am Anfang und tatsächlich noch in der beta-Phase, die Erwartungen sind trotzdem recht hoch. Das Besondere: Im Gegensatz zu gängigen Social-Media-Plattformen sollst du bei Neptune deinen Algorithmus selbst definieren können. Du kannst deinen Feed also selber anpassen und entscheiden, was du sehen möchtest - Content von Kanälen, denen du folgst, Content von deinen Freund*innen, Content zu bestimmten Themen.

Der Algorithmus ist ja aktuell etwas, was viele bei Insta, TikTok und Co. etwas nervt - kein Wunder also, dass Neptune bereits mit Spannung erwartet wird. Ob's über den bloßen Hype hinaus erfolgreich sein wird oder wie Clubhouse oder BeReal irgendwann in der Versenkung verschwindet, bleibt abzuwarten. 

Könnte BlueSky ein Ersatz für TikTok sein?

Nach Musks Twitter-Übernahme gewann BlueSky erstmals an Bedeutung und auch jetzt wechseln einige TikToker*innen bereits zu der textfokussierten App aus den USA. Das Besondere an BlueSky ist, dass die App dezentral ist (das heißt, sie nutzt verschiedene Provider, was für mehr Sicherheit sorgt).

Was hat es mit der App Fanbase auf sich?

Fanbase erinnert vom Look her sehr an Instagram und Tiktok. Die Social App ist Video, Bild und Ton basiert, du kannst via Audio chatten und es gibt eine Live-Möglichkeit, es gibt einen Feed und Storys. Laut Fanbase kann jeder ab Tag 1 über die App Geld mit seinem Content verdienen, da du die Möglichkeit hast, sowohl kostenlos als auch bezahlt Content zu teilen. Den Preis legst du als Creator selber fest. Dadurch soll jede*r in der Lage sein, sein "eignes Netflix" zu entwickeln - und zwar auf einer Social-Media-Plattform.

Wenn auf TikTok aktuell über Fanbase gesprochen wird, steht für viele der Aspekt im Vordergrund, dass die App "black-owned" ist. Beim Start der App standen PC-Creator*innen für Gründer Isaac Hayes III im Vordergrund.

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Andere Apps, die gerade im Gespräch sind

Lemon8

Lemon8 ist eine Mischung aus Pinterest und Instagram. Im Fokus stehen Ästhetik und Onlineshopping - quasi die perfekte App für Influencer*innen. Viele TikToker*innen lehnen die App aus diesem Grund auch eher ab, trotzdem wird bei der Suche nach TikTok-Alternativen auch immer wieder über Lemon8 gesprochen. Da die App wie TikTok ein Tochterunternehmen von ByteDance ist, ist allerdings anzunehmen, dass auch Lemon8 nicht mehr in den USA zur Verfügung stehen wird.

Flip

Um es kurz zu sagen - bei Flip geht's ums Shopping. Ein bisschen wie Dauer-Teleshopping, nur dass die "Werbung" und Erfahrungen zu einem Produkt von normalen Nutzer*innen und Influencer*innen in Videoform präsentiert wird.

Fürs Werbevideos schauen, Einladen von Freund*innen und für Produktrezensionen in die App bekommst du Coupons und "Rewards", die du dann einlösen kannst, um dir Produkte bei Flip zu kaufen. Du kannst auch normale Videos teilen, aber Produkt-Reviews stehen definitiv im Fokus. User*innen können nur Produkt-Reviews von Artikeln hochladen, die sie über die Flip-App gekauft haben. Für einige TikToker*innen könnte Flip sicher interessant sein, nicht aber für die breite Masse.

Clapper

Clapper ist quasi ein TikTok-Clone, trotzdem findet die App aktuell noch nicht so viel Anklang. Obwohl du deine Videos von Anfang an monetarisieren kannst, sofort live gehen und dir auch direkt einen eigenen Shop zulegen kannst (bei TikTok beispielsweise brauchst du dafür eine gewisse Anzahl an Follower*innen), scheint der Algorithmus etwas seltsam zu sein. Außerdem ist die In-App-Bearbeitung recht schlecht und man hat nicht so viele Sounds und Musik - eine der beliebtesten Funktionen bei TikTok.

Instagram Reels und YouTube Shorts

Die Frage liegt nahe - warum nutzen TikToker*innen nicht einfach Reels von Instagram oder YouTube-Shorts? Mal abgesehen von speziellen Features stört viele vor allem die Community. Gerade auf Insta tummeln sich ziemlich viele unfreundliche User*innen, was das Klima recht rau macht. Natürlich tummeln sich solche Nutzer*innen auch auf TikTok - wenn du dich aber nicht aktiv mit diesem Content auseinandersetzt und dir eher positive Videos anschaust und mit positiven Kommentaren interagierst, werden dir Trolle und Hate-Speech sehr viel weniger angezeigt.

User*innen berichten, dass Videos, die auf TikTok gefeiert oder bei denen sachlich diskutiert wurde, auf Instagram für jede Menge Hass und Hetze sorgten. Jut, das muss man sich nun wirklich nicht geben. Und jetzt, wo Zuckerberg die Regeln zum Thema Hassreden noch lockern will, wird's garantiert nicht besser. 




Was wird's nächste große Social Ding?

Es bleibt spannend und wir müssen jetzt erstmal einfach abwarten, was am 19. Januar passiert. Sollte das TikTok-Verbot in den USA tatsächlich durchgesetzt werden, könnte es aber eine Chance für User*innen in Deutschland bieten, um ihren Content besser zu pushen. Also einfach noch etwas gedulden. Und wer weiß, vielleicht kommt ja auch noch eine ganz andere App um die Ecke, die grad niemand auf dem Schirm hat - wir hätten da ja eine Idee...

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