Auf ein Konzert gehen ist wunderbar. Doch fast noch interessanter als das Event selbst sind die ganzen anderen Menschen. Schaut man nämlich genauer hin, erkennt man, dass es dort eigentlich nur zehn verschiedene Menschen gibt...
#01 Die Überfans
Die Überfans sind einfach zu erkennen, weil sie schlicht nicht zu überhören sind. Sie heizen ihre Mitmenschen an, sind die ersten, die klatschen und wooohen und die letzten, die damit aufhören. Wenn das Publikum gefragt ist, mitzusingen, trällern sie besonders laut mit, aber auch überhaupt können sie alle Texte bestens auswendig.Die Überfans sind das Herzstück eines jeden Konzerts und diejenigen, die darauf achten, dass möglichst viel Emotion aus dem Publikum bei den Musiker*innen auf der Bühne ankommt - damit die auch eine gute Zeit haben.
#02 Die Handyfilmer*innen und Amateurfotograf*innen
Erst hat man's geschafft, sich durch eine Masse schwitziger, stinkender Körper in die vorderen Reihen zu kämpfen um einen besseren Blick auf die Bühne zu haben, dann hält einem irgendein Typ sein Smartphone direkt ins Gesicht - die ganze Zeit. Die Aussicht: unscharf und verpixelt. Die Lichter kommen genauso schlecht rüber, weil die Effekte durch die Masse an leuchtenden Bildschirmen gestört werden. Und weswegen? Weil typische Konzert-Möchtegern-Hobby-Fotograf*innen meinen, ihre Facebook-Freund*innen würden verschwommene Handyfotos interessieren. Von den Konzertemotionen bekommen die nichts mit.Tipp
Das Handy mit der Jacke abgeben und alle Impressionen vom Konzert einfach ins Hirn packen.#03 Der*die temporäre Toiletten-BF
Wir treffen sie auf Toiletten in unseren düstersten Stunden: Die temporären Toiletten-BFs. Sie spenden uns Tampon, Lippenstift oder Selbstbewusstsein, indem sie uns mit unerwarteten Komplimenten überhäufen oder hier und da auch mal große Lebensratschläge raushauen. Die Halbwertszeit einer solchen Freundschaft ist meistens zwar ziemlich fix rum, sobald der Lippenstift sitzt und die Hände getrocknet sind, sieht man sie meist nie wieder. Doch der Eindruck ist stets einprägsam, dass man gerne noch Jahre später an diese kurzen, magischen Begegnungen zurückdenkt. Hach...#04 Die Konzertklassensprecher*innen
Die Konzertklassensprecher*innen schauen, dass alle um sie herum eine gute Zeit haben. Sie lassen die Kleineren vor und sind stets hilfsbereit – wenn beispielsweise im Pogo jemand hinfällt, eilen sie zur Rettung (was eigentlich auch zum ungeschriebenen Moshpit-Gesetz zählt) und wenn eine*r schlapp aussieht, bringen sie die Person an den sicheren Rand und versorgen sie zudem mit Wasser von der Bar. Apropos Bar: Dort stehen sie und haben ganz genau im Blick, wer wann dran kommt - deutet sich auch nur ansatzweise ein Fragezeichen auf dem Gesicht des Personals an, zeigen sie prompt mit dem Finger auf die Person, die an der Reihe ist.Kleiner Reminder
Eigentlich sollten wir alle ein bisschen so sein! Zumindest wenn es darum geht, achtsam und hilfsbereit zu sein.#05 Die Labertaschen
"MENSCH HABEN WIR UNS LANGE NICHT MEHR GESEHEN, DAS IST JA SO TOLL, DASS ES JETZT ENDLICH GEKLAPPT HAT" - "WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?!?!" - "ICH HABE GESAGT,..." Oh nein, bitte nicht. Bitte fangt nicht an, euch während einem Konzert gegenseitig über eure Leben up zu daten.Tipp
Es ist ja wirklich wundervoll, dass ihr euch jetzt endlich nach so langer Zeit wieder seht, aber geht doch später lieber noch in eine Bar oder so. Das ist auch der Ort, wo ihr dann am besten über die Qualität des Konzerts unterhalten könnt. Macht das nicht währenddessen, pretty pleeeeease.#06 Die menschlichen Kleiderschränke
Gerne zahlt man im Durchschnitt 30 Euro für eine Konzertkarte - klar, ist ja ein tolles Event. Aber die zwei Euro an der Garderobe scheinen dem ein oder anderen dann doch zu viel zu sein. Außerdem ist es ja auch echt nervig, nach dem Konzert noch überflüssige zehn Minuten an der Schlange stehen zu müssen, um die Jacke wieder abzuholen. Jaja, aber besser ist es, liebe Sparfüchse. Wenn das Konzert nämlich dann anfängt, die Luft wärmer wird und sich die Leute in Bewegung setzen, wird es ganz schön unangenehm unter der Jacke. Die Siffe trieft aus allen Poren, sammelt sich unter dem Mantel - bis sie dann nach draußen dringt.Kritisch wird es, wenn die menschlichen Kleiderschränke sich dann in der Mitte des Konzerts - wenn die Stimmung schon am Kochen und Bewegung in die ganze Sache gekommen ist - dazu entschließen, nach und nach ihre Klamottenlagen abzulegen und um sich herum zu verteilen. Als benachbarte Tanzmaschine muss man dann schon aufpassen, nirgends drüber zu stolpern.
Tipp
Ein Extra-Zwei-Euro-Stück mitnehmen.#07 Die Tanzmaschinen
Gerade schon erwähnt: Die Tanzmaschinen haben ein völlig gegenteiliges Garderobenverhalten wie die menschlichen Kleiderschränke. Lieber geben sie zu viel als zu wenig ab, damit sie sich beim Konzert so ungestört wie möglich mit rudernden Armen und steppenden Füßen durch die Masse bewegen können. Die Tanzmaschinen sind fixiert auf die Musik und scheinbar auf einer ganz anderen Ebene - ganz nach dem Motto "Dance like Nobody's watching" sind sie fokussiert auf die Musik und machen sich eine richtig gute Zeit auf dem Konzert.Oft toll anzusehen, aber Vorsicht ist in unmittelbarer Nähe geboten - gerade wenn man selbst eher dünne Schuhe anhat, kann so ein Stampfer darauf schon gut wehtun, genauso wie plötzliche Ellbogen im Rippengefilde.
#08 Die Background-Genießer*innen
Während sich die meisten Menschen in den ersten Reihen oder im FOH-Gebiet (also da, wo Ton- und Lichttechniker zaubern) am wohlsten fühlen, sind die Background-Genießer*innen eher am Rand oder hinten an der Bar zu finden. Gefühle zu zeigen steht dabei erstmal nicht an oberster Stelle der Prioritätenliste, so sind viele Background-Genießer*innen mit verschränkten Armen zu beobachten, das höchste der Gefühlsausdrücke sind verträumte, glasige Augen gen Bühne und ein seliges Lächeln.Die Background-Genießer*innen führen dadurch ein Leben als wandelndes Missverständnis, weil man sie gerne als grimmig oder gelangweilt abstempelt. Dabei genießen sie schlichtweg anders. Und das heißt nicht, dass man sie dabei stören darf - besonders kritisch wird es, wenn Labertaschen (werden im folgenden Punkt beschrieben) das Areal der Background-Genießer*innen für ausgiebige Gespräche missbrauchen. Folgt dann mal ein "Shhhh", wird man gerne als Spaßverderber*in beschimpft. Menno.
Die Untergattung
Eine etwas abgehobene Variante gibt es von den Background-Genießer*innen jedoch: die Prestige-Gänger*innen. Sie halten sich für etwas besseren, denn sie sind die "wahren Musikliebhaber*innen", die echten Nerds, die nicht auf Konzerte gehen, um sich abzuschießen, sondern allein um die Band live zu sehen, ohne das ganze Brimborium drumherum. Alle anderen auf dem Konzert haben scheinbar sowieso keine Ahnung und sind wohl eh nur durch Zufall auf einem guten Konzert gelandet. Ob die Prestige-Gänger*innen tatsächlich auf dem Konzert sind, weil sie richtig Bock drauf hatten oder nur, weil sie sich dort sehen lassen wollen? Hm.#09 Die (Alko)-Pop-Konzert-Party-People
Meist in Gruppen unterwegs und direkt beim Betreten des Venues zu erkennen, stehen die (Alko)-Pop-Konzert-Party-People (nach vorangegangenem Vorglühen) bereits an der Bar, um sich ausreichend fürs Konzert mit weiterem Alkohol zu versorgen. Diese Gattung ist der Meinung, dass nicht die Musik, sondern das Event im Vordergrund steht und ist daher oft bereits beim dritten Song sturzbesoffen und ganz schön flippig unterwegs. Ohne Rücksicht auf (Bier-)Verluste wird also mit vollen Bechern wild getanzt, gesprungen, gepogt und gerne auch laut gelabert. In einem gewissen Radius um die (Alko)-Pop-Konzert-Party-People sind also alle umstehenden Gäst*innen durchtränkt von umherschwappendem Bier.Einzelne (Alko)-Pop-Konzert-Party-Personen der Gruppe müssen sich außerdem in einer besonders schweren Disziplin behaupten: Irgendwann während des Konzerts müssen sie sich erst durch die Menge zurück an die Bar kämpfen, zwischen fünf und acht Bier bestellen und diese dann wieder zurück durch die Menge an die Truppe liefern - und zwar ohne große Verluste! Was bei einer dichten, sich bewegenden Masse ein absolut unmögliches Unterfangen ist...
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