Sommerlöcher – eine Zeit in der wenig passiert. Politiker befinden sich im Sommerurlaub, im Fußball ist gerade Bundesligapause und die Schüler haben Sommerferien. Eine Zeit also, in der weniger als sonst zu passieren scheint, auch musikalisch - eigentlich. Nicht so diesen Sommer. Lehn dich zurück und hör dich durch die neu veröffentlichten Werke einiger egoKünstler.
Helena Hauff – QUALM
Wurde am 03.08.2018 via Ninja Tune (Rough Trade) veröffentlicht.
Helena Hauff mag es, Wörter zu benutzen, die im Englischen genauso geschrieben werden, jedoch eine ganz andere Bedeutung haben. So auch der Titel des neuen Albums QUALM. Übersetzen könnte man mit Skrupel, Sorge oder Angst – wovon man auf der neuen Platte wenig bis gar nichts mitbekommt, ganz im Gegenteil. Der eher roughe Klang, konzentriert auf Beats und Drums lässt die Platte durch eine sehr passende Dramaturgie laufen. Die DJ aus Hamburg sagt selbst:"Ich wollte auf QUALM zurück zu diesem relativ simplen, zurückgenommenen, direkten Sound."
Miles Kane - COUP DE GRACE
Wurde am 10.08.2018 via Virgin EMI veröffentlicht.
Miles Kane, der sein Können nicht nur in Indie-Bands wie The Little Flames oder The Last Shadow Puppets unter Beweis stellt, kann er auch solo ganz gut. Und das belegt er uns mit seinem neuen Album COUP DE GRACE. Miles Kane nahm das Album innerhalb von zwei Wochen in Los Angeles mit dem Produzenten John Congleton auf."Für mich persönlich ist dieses Album das mit Abstand wichtigste Werk, das ich überhaupt aufgenommen habe", so der Brite über das neue Album. "Fünf Jahre stecken in diesen Songs! So viele Gefühle sind das, so viel Aufregung, das alles zeichnet dieses Album aus!"Und das hört man – der frische Rock'n'Roll vermischt mit dem prägnanten Britpop, etwas Funk und Punk runden das Album zu einem guten Dance-Mix ab.
Ben Khan – BEN KHAN
Wurde am 10.08.2018 Caroline (Universal Music) via veröffentlicht.
Was lange währt wird endlich gut - und Ben Khan lässt lange auf sich warten. Nach seinen erfolgreichen EPs in 2014 scheint der charmante Londoner wie abgetaucht. Doch nun ist er zurück, das Warten hat sich gelohnt. Mit wummernden Synthesizern, prägnanten Beats, düsteren Submelodien, getrieben von Tausenden kleinen Details wie verfremdenden Computer-Sounds, schreienden E-Gitarren, kurz aufatmenden Bläsern, zurrenden Streichern, elegant gesetzten Disharmonien, sich teilweise überschneidende Loops - und Ben Khans eigenem, sanften Gesang. Er selbst sagt über seine neue Platte:"I like the idea of having something be unintimidating and beautiful, but driven by anger, or driven by sadness."
Mitski – BE THE COWBOY
wurde am 17.08.2018 via Dead Oceans (Cargo Records) veröffentlicht.
Mitski durchlebt mit ihren Alben ihre wieblichen Entwicklungen. Von der Pubertät, von Depressionen und Identitätskrisen zum "Frau werden" – was sie nun mit ihrem fünften Langspieler unter Beweis stellen will. Eine starke Frau auf den ersten Blick, eine emotionale, introvertierte Frau mit einer traurigen Aura auf den Zweiten. Sie will die Fassaden aufrechterhalten, die ein Cowboy ausstrahlt, die Coolness und Stärke, hinter denen man seine tieferen Emotionen verbergen kann. Epische und mystische Klänge verschmelzen mit tanzbaren-Synth-Pop-Beats die mit Folkelementen abgerundet werden.Animal Collective – TANGERINE REEF
wurde am 17.08.2018 via Domino Records (Goodtogo) veröffentlicht.
Hypnotisierend, minimalistisch und nicht von dieser Welt. So könnte man das audiovisuelles Album in voller Länge von Animal Collective in Zusammenarbeit mit Coral Morphologic zum Gedenken an das internationale Jahr des Riffs 2018 charakterisieren. Bild und Ton verschmelzen in eine aus Zeitraffer und langsamen Schwenks über surreale Aquascapes von natürliche fluoreszierenden Korallen und Kameen von fremdartigen Riffkreaturen visuelle Tondichtung. Der Film zu Tangerine Reef entführt die Zuschauer tief in die Ozeane und lässt sie seltene Riffe und Korallen erforschen. Der Anblick und die Geräusche eines wörtlichen Unterwasser-Kollektivs von Tieren.Justice – WOMAN WORLDWIDE
wird am 24.08.2018 via Because Music (Universal Music) veröffentlicht.
Die beste elektronische Musik kommt vor allem aus Frankreich, könnte man sagen. Ein gutes Beispiel dafür könnten Justice sein. Auf Woman Worldwide, dem Nachfolger von Woman, will die Band das Gefühl von Live-Shows übertragen, denn diese sind es doch, die ein wesentlicher Bestandteil der Daseinsberechtigung des französischen Tanzoutfits sind. Neuinterpretationen und komplett neue Studioversionen aus ihrer gesamten bisherigen Diskografie befinden sich auf der neuen Platte.Ólafur Arnalds – RE:MEMBER
wird am 24.08.2018 via Mercury Classics (Universal Music) veröffentlicht.
Wer es ruhig angehen lassen will, ist bei dem isländischen Multiinstrumentalisten und Komponisten Ólafur Arnalds genau an der richtigen Adresse. Für sein neues Album RE:MEMBER schlägt der Künstler jedoch einen anderen neuen Weg ein. Er entwickelt gemeinsam mit dem Audio-Entwickler Halldór Eldjárn eine Software, die das Klavier zu zwei selbstspielenden, semi-generativen Stratus-Klavieren verwandeln lässt, die durch ein zentral gespieltes Klavier angesteuert werden. Dabei entstehen melodische Sequenzen, untermalt mit surrenden Streichern, Synthesizer, elektronischen Elementen und Live-Drums. Ólafur Arnalds:"Man bekommt Ideen, die man nie anders bekommen würde, nur weil dies diese Ideen inspirierte."
The Lemon Twigs – GO TO SCHOOL
wird am 24.08.2018 via 4AD veröffentlicht.
Den zwei Brüdern aus Long Island wurde das musikalische Talent in die Wiege gelegt. Aufgewachsen sind beide in einem musikalischen Haushalt - der Vater, Ronnie D'Addario, ist ein gefeierter Songwriter und die Mutter, Susan Hall, singt auf ihrem kommenden Album. Sie besuchten die selbe High School wie Billy Joel und traten als Kinder in verschiedenen Broadway-Auftritten auf. Optisch und auch musikalisch könnte man das barocke Rock-Duo einer früheren Zeit zuordnen, ein Mash-up-Mix der 60er- und 70er Jahre. Ihre zweite Platte Go To School - ein Musical über einen Schimpansen, der wie ein menschliches Kind von Eltern aufgezogen wird und auf dem Werk die Anstrengungen und Hindernissen des Lebens durchlebt. Ein tierisch gutes Projekt der beiden Brüder aus Long Island.Das Paradies – GOLDENE ZUKUNFT
wird am 24.08.2018 via Staatsakt (Universal Music) veröffentlicht.
Die deutschen, melancholisch-poetischen Singer/ Songwriter harren nicht länger im Hintergrund, um den Deutsch-Rappern und ihren schmutzigen Mündern den Vortritt zu lassen. Allem voran der Leipziger Florian Sievers alias Das Paradies. Und zwar mit feinen, intelligenten Texten. Nichts zu hören von billigen Computer-Effekten, stattdessen gibt's liebevoll geleitete Gitarren - mal wilder, mal ganz minimalistisch - und dazu angepasste Beats - oft treibend, mal aber auch eher dezent eingesetzt, dafür aber umso prägnanter. Das Paradies macht aufregende Pop-Musik – laid back und zugleich straight forward – mit Fragezeichen, Ausrufezeichen und starken Bildern dazu die feinfühlige Stimme der stets eine zarte Melancholie innewohnt, die kombiniert mit ansteckenden Refrains, eine ganze eigene Kraft und Leichtigkeit entwickelt.Marteria & Casper – 1982
wird am 31.08.2018 via Zwei Bernds tanken Super (Sony Music Entertainment Germany) veröffentlicht.
Die Gerüchteküche über eine Zusammenarbeit der beiden 1982 geborenen deutschen Rapper brodelt schon lange - und nun lassen sie die Katze aus dem Sack. Die gemeinsame Platte steht in den Startlöchern. Die erste Single des Albums "Champion Sound" performten die beiden als Überraschungsheadliner des Kosmonaut Festivals. Casper klingt nach Casper und Marteria nach Marteria – gemeinsam hauen sie einen vom Hocker und lassen den Traum aller pubertären Mädchen wahr werden. Dass die beiden selbst große Fans und Unterstützer voneinander sind, beweisen sie mit gegenseitigen Features auf deren jeweiligen Durchbruch-Platten. Marteria über Casper gegenüber noisey:"Wir sind Fans voneinander. Fans der gegenseitigen Arbeit, der Detailverliebtheit und den Texten des anderen."
Sophie Hunger – MOLECULES
wird am 31.08.2018 via Caroline (Universal Music) veröffentlicht.
Die gebürtige Schweizerin, nun lebend in ihrer Wahlheimat Berlin, zeigt uns mit ihrem neuen Album MOLECULES eine ganz andere Seite – aber durchaus hörenswert. Was auf ihren letzten Platten noch Folk und Jazz waren, sind auf ihrer neuen Platte pulsierende Klänge und elektronische Handclaps vereint mit modularen Synthesizern. Die erste Songauskupplung "She Makes President" ist kurz vor den US-amerikanischen Präsidentschaftswahl 2016 entstanden, bei der die Frauen zahlenmäßig überlegen waren und die weibliche Wahlbeteiligung dementsprechend höher war.Tash Sultana – FLOW STATE
wird am 31.08.2018 via Sme Australia (Sony Music) veröffentlicht.
Wenn man Tash Sultana bei ihrer Arbeit beobachtet, wird einem klar was eine Vollblutmusikerin ausmacht - genau das, was Tash repräsentiert. Eine One-Woman-Band, die sich im Reggae-Rock einen Namen gemacht hat und fest verankert ist. Was sie bietet: Reggae-Rhythmus, Folk-Harmonien, Indie-Rock-Gebratze, R'n'B-Vibes und Soul-Gesang. Ein Wirbelwind der ganz feinen Art – Sultana spielte alle 15 Instrumente, die man auf dem neuen Werk Flow State entdecken kann, selbst - inklusive Saxophon, Panflöte und Flügel. Eine Meistermusikerin, die selbst schreibt, selbst produziert und so das Projekt mit ihrer eigenen persönlichen Note einzigartig macht.Big Red Machine - BIG RED MACHINE
wird am 31.08.2018 via PEOPLE veröffentlicht.
Hinter Big Red Machine stehen Justin Vernon, der als Bon Iver stets herausragende Alben herausgebracht hat, und Aaron Dessner, der sowohl im Alleingang als auch mit seiner Band The National für Qualität steht. In den letzten zwei Jahren stand die Entwicklung der ersten gemeinsamen Platte im Fokus. Dass ein Team von 40 Menschen hinter dem Album steckt, betonen die beiden immer gern, zum Beispiel gegenüber dem Rolling Stone:"Big Red Machine ist eine MENSCHEN Sache", erklärte Vernon. "Wir werden einige unserer Freunde aus der Branche holen, um uns zu helfen, das Wort zu verbreiten und etwas von der Platte zu verteilen."Die charakteristischen Klänge beider Protagonisten treffen gleichermaßen aufeinander, die Vernons aufsteigende Vocals und schräge Texte mit einem minimalistischen Patchwork aus rhythmischen Drumloops, melodischen Gitarrenlinien und eindringlichen Pianofiguren verbinden.
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