Aktionsplan für Bayern

Aktionsplan für Bayern

Dr. Kai Kundrath vom SUB München zu Gast bei egoFM Elise

15 Bundesländer in Deutschland haben bereits Aktionspläne für die Gleichstellung und gegen Diskriminierung von LGBTIQIA+ verabschiedet. Nur Bayern nicht...

Kein Aktionsplan in Bayern

Die ganze Woche ist es bunt auf egoFM, denn wir feiern die PRIDE Week mit allem, was dazu gehört. Viel Tolles, Buntes, Schönes, Vielfältiges – aber über eine Sache müssen wir reden, die uns so gar nicht in den Kram passt: der bisher fehlende Aktionsplan Bayerns gegen Homo- und Transphobie. Denn im Gegenteil zu allen anderen Bundesländern hängt Bayern hinterher.

Warum das so ist und wieso dieser Plan so wichtig ist, darüber hat egoFM Elise mit Kai Kundrath, Geschäftsführer vom SUB in München gesprochen:

  • Aktionsplan für Bayern
    Dr. Kai Kundrath vom SUB München im Interview


Was ist das SUB?

Dr. Kai Kundrath ist Geschäftsführer vom SUB Zentrum München - einem schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum, das seit über 30 Jahren Beratungsstellen, Präventionsprojekte, Gruppenräume und ein Café anbietet. SUB hat sich 1986 aus der Selbsthilfe heraus gegründet und mittlerweile 15 Mitarbeitende und circa 160 Ehrenamtliche. Kai setzt sich mit dem SUB zum Beispiel für ein selbstbestimmtes Leben schwuler Männer, einen respektvollen Umgang miteinander und die Verwirklichung gelungener sozialer Beziehungen ein. Zusätzlich gibt es ein Antigewaltprojekt, bei denen homo-, inter- und transsexuelle Menschen Übergriffe melden können, die sich aus verschiedensten Gründen nicht trauen zur Polizei zu gehen. Außerdem hat das SUB dieses Jahr eine Petition für einen bayrischen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie gestartet.

Der sogenannte Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie ist nicht einheitlich und in allen Bundesländern etwas anders, doch im Kern geht es immer darum, Diskriminierung abzubauen und die Vielfalt in der Gesellschaft sichtbar zu machen. Dazu zählen dann zum Beispiel Anlaufstellen, bei denen man zum Beispiel mehr Informationen bekommt aber eben auch noch sehr viel mehr:

"Aber das geht bei den Aktionsplänen eigentlich auch darum, dass alles was Ländersache ist - also Bildung, Polizei sind zwei gute Beispiele - dass da was getan wird, dass im Land, also im Bundesland, sich was ändert. [...] Ganz banales Beispiel: [Dass] in Schulbüchern Vielfalt dargestellt wird. Das heißt jetzt gar nicht Sexualkundeunterricht oder Frühsexualisierung, sondern dass in man Mathebüchern zum Beispiel nicht nur Mutter, Vater, Kind bei Rechenaufgaben verwendet werden, sondern vielleicht gleichgeschlechtliche Paare oder Familien oder Regenbogenfamilien oder auch mal eine Transperson." - Kai Kundrath


Dann wäre es für die heranwachsende, neue Generation nämlich auch selbstverständlich, dass ein Kind zum Beispiel zwei Väter hat, so Kai.


Aktionsplan in Bayern: Was wird gefordert?

Das SUB hat am 17. Mai 2022 zum IDAHOBIT eine Petition gestartet, die du hier unterzeichnen kannst. Darin aufgelistet sind verschiedene Punkte und Bereiche für den Aktionsplan Bayerns gegen Homo- und Transphobie, in denen etwas getan werden muss:
  • Bildung, Forschung und Aufklärung
  • Gesundheitsförderung und Pflege
  • Selbstbestimmung und Selbsthilfe
  • Familie, Ehe, Kinder, Jugend, Senior*innen
  • Geflüchtete LGBTIQ* und Migration
  • Gewaltprävention & Antidiskriminierung
  • Schutz und Gleichstellung durch polizeiliche und justizielle Arbeit
  • Arbeitswelt
  • Weiterentwicklung von Strukturen und Abbau von Barrieren für trans* und inter*Menschen
  • Integrative Teilhabe (Kultur, Sport, Freizeit etc.)
  • Dialog fördern (u.a. mit Unternehmen, kulturellen Institutionen, Religionsgemeinschaften, Migrant/innenselbstorganisationen, Sportverbänden)

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"Geflüchtete ist auch ein großes Thema bei uns im SUB in der Beratung. Also Personen, die aus Ländern fliehen, wo sie für ihre Sexualität oder Geschlechtsidentität bestraft oder sogar umgebracht werden. Also es sind einfach verschiedenen Punkte genannt. Der Aktionsplan ist noch nicht ausgearbeitet, es geht im ersten Schritt jetzt erstmal darum, dass die Landesregierung anerkennt, dass sie künftig die Verantwortung für unsere Anliegen übernimmt." - Kai Kundrath

Das ist das Erste, was das SUB und Unterstützer*innen mit der Petition erreichen möchten. Danach würde dann die Ausarbeitung von konkreten Maßnahmen folgen, die allerdings nicht allein vom SUB, sondern mit der kompletten Community erstellt werden müssen, so Kai.
Die Petition erhält bereits schon etwas Aufmerksamkeit - nicht nur von den Medien durch Presseanfragen zum Beispiel, sondern auch von der Politik. So war bereits der bayrische Staatsminister der Justiz Georg Eisenreich zum Beispiel vor Ort und hat sich über die Petition informiert. Trotzdem hängt Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern weiterhin extrem hinterher. Und auch wenn Kai über die letzten Jahre eine Besserung festgestellt hat, sagt er auch:

"Von verschiedenen Stellen wurde das nicht als notwendig gesehen, dass da irgendwas gemacht wird." - Kai Kundrath

Bayern ist und bleibt kulturell und politisch immer noch eines der konservativsten Bundesländer Deutschlands. Trotzdem gibt es auch hier natürlich Vielfalt. Deswegen wird das SUB seine Petition auch noch etwas länger als ursprünglich geplant laufen lassen, um auch den Wahlkampf in Bayern damit zu beeinflussen.

"Also wenn alles nach Plan läuft, dann geht die Petition in den Petitionsausschuss und wird für wichtig befunden. Und dann - das wäre dann das Go für die, ja Verwaltung, das heißt die Ministerien - um mit der Community diesen Aktionsplan dann wirklich konkret zu erarbeiten und die Maßnahmen anzuschauen." - Kai Kundrath

Und das im besten Fall natürlich dann noch vor der Wahl.

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